Den Imperialismus hat Lenin bereits vor mehr als hundert Jahren als überreifen Kapitalismus beschrieben. Durch die Entstehung der Monopole ist die Vergesellschaftung der Arbeit in einem hohen Maße vorangeschritten. Die Produktion ist innerhalb der Monopole einer internationalen Planung unterworfen. Mit anderen Worten verfügt jedes Monopol über eine Planung der eigenen Produktion inklusive Annahmen zur globalen wirtschaftlichen Entwicklung.
Lenin beschreibt den Imperialismus deshalb auch als Übergangskapitalismus, in dem die privaten Eigentumsverhältnisse eine nicht mehr passende Hülle für den Inhalt, die Vergesellschaftung der Produktion, darstellen. In einem imperialistischen Weltsystem, wie dem heutigen, ist dies noch viel zutreffender als vor über hundert Jahren. Dies äußert sich in den verschärften Widersprüchen und Gegensätzen, die zu immer neueren und tieferen Krisen führen, die das imperialistische Weltsystem permanent hervorbringt.
Um die dringendsten Probleme der Menschheit lösen zu können und die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse zu sichern, muss dieses System der Ausbeutung und Profitgier an seiner Wurzel gepackt werden: am Privateigentum an den Produktionsmitteln. Diese müssen den Händen der Kapitalisten entrissen und zu gesellschaftlichem Eigentum werden, denn nur durch diesen revolutionären Umbruch wird es möglich sein, die Bedingungen für eine sozialistische und kommunistische Gesellschaft zu schaffen. Alle unsere Kämpfe gegen die Phänomene der kapitalistischen Gesellschaft, wie Sozial- und Bildungsabbau, Arbeitslosigkeit und Armut, Sexismus, Rassismus, Militarismus, Antisemitismus, Faschismus und Krieg verbinden wir fortwährend mit dem Kampf für den Sozialismus und Kommunismus.
Der Sozialismus und der Kommunismus sind für uns keineswegs utopische Zustände, in denen es keine Probleme mehr gibt. In der Kritik am Gothaer Programm hält Marx fest, dass der Kommunismus nicht vom Himmel fällt, sondern aus dem Kapitalismus erwächst. Zwischen den beiden Gesellschaften liegt den Ausführungen von Marx folgend die revolutionäre Umwandlung der Gesellschaft durch die Diktatur des Proletariats, die den Boden für die erste Phase der kommunistischen Gesellschaft bereitet. Diese erste Phase der kommunistischen Gesellschaft, der Sozialismus, wird zu Beginn durchaus noch in jeder Hinsicht mit moralischen, geistigen, aber auch ökonomischen Problemen des Kapitalismus zu kämpfen haben.
Die beiden zentralen Elemente der sozialistischen Revolution sind die politische Macht der organisierten Arbeiterklasse und die Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Auf dieser Basis kennt der Sozialismus einige weitere Grundsätze: die planmäßige Steigerung der Produktivität; dadurch die Sicherung des materiellen Lebens aller Menschen; die Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen; die Überwindung der Teilung der Gesellschaft in Klassen; die Ausschaltung von Kriegen aus dem Leben der Menschen; die ökologisch nachhaltige Produktion; die Förderung sozialistischen Bewusstseins.
Es ist unserer Aufgabe gemeinsam mit der Partei der Arbeit Österreichs, die Erfahrungen und Lehren der früheren Versuche der proletarischen Revolution und des sozialistischen Aufbaus zu studieren, daraus zu lernen und die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Einige Schlussfolgerungen können schon jetzt gezogen werden.
Der Sieg der proletarischen Revolution im Weltmaßstab erfolgt nicht in einem relativen kurzen Abstand oder innerhalb weniger Jahre. Die Revolution wird auch nicht zwangsweise als Erstes in den modernsten kapitalistischen Staaten siegreich sein. Die Erfahrung zeigt, dass die Revolution zuerst in jenen Ländern erfolgreich sein wird, in denen die Kette des imperialistischen Weltsystems am schwächsten ist. Der sozialistische Aufbau erfolgt so unter besonders schwierigen ökonomischen und politischen Voraussetzungen. Die Diktatur des Proletariats und die revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft enden deshalb nicht mit dem Aufbau des Sozialismus. Die Diktatur des Proletariats nimmt im sozialistischen Staat die Form der demokratischen Herrschaft der organisierten Arbeiterklasse und der mit ihr verbündeten Schichten bei gleichzeitiger Niederhaltung gegenrevolutionärer Elemente an. Der Aufbau des Sozialismus ist die Voraussetzung für den späteren Übergang zur klassenlosen Gesellschaft (Kommunismus) und dem Absterben des Staates.
Das Kapital gibt seine politische und ökonomische Macht nicht freiwillig ab. Der Aufbau des Sozialismus führt zu einer Verschärfung des Klassenkampfes mit reaktionären Elementen im Inneren sowie mit dem feindlichen kapitalistischen Ausland. Dies zeigte sich insbesondere in der jungen Sowjetunion bspw. im Interventionskrieg 1918-22, im Kampf für die Verkollektivierung der Landwirtschaft und gegen die Kulaken sowie im faschistischen Überfall auf die Sowjetunion. Aber auch die konterrevolutionären Aufstandsversuche in der DDR 1953, in Ungarn 1956 und in der CSSR 1968 zeigen das ebenso wie der lange und blutige Kampf des vietnamesischen Volkes gegen Frankreich und die USA oder der Koreakrieg 1950-53.
Die führende Rolle der kommunistischen Partei und des kommunistischen Jugendverbandes als Lehrerin, Erzieherin und Führerin der Massen hat sich mit der Errichtung der Diktatur des Proletariats nicht erschöpft. Es ist ihre Aufgabe, den Aufbau des Sozialismus zu leiten und anzuleiten, neue und junge Kader für den Aufbau des Sozialismus heranzuerziehen und das Wissen, um die Anwendung der schöpferischen Kraft des Marxismus-Leninismus zu vertiefen.