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Jugendfront
  Bildung in der Kapitalistischen Gesellschaft

Bildung in der Kapitalistischen Gesellschaft

Das Bildungs- und Schulsystem in kapitalistischen Gesellschaften zielt darauf ab, Bildungsinhalte zu vermitteln, die auf die Bedürfnisse des Kapitalismus abgestimmt sind und der Jugend die Unveränderlichkeit der kapitalistischen Gesellschaft eintrichtern sollen. Konkret bedeutet das, dass Kinder und Jugendliche einem Bildungssystem ausgesetzt sind, in dem nicht primär die intellektuellen und psychologischen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler und Lehrlinge berücksichtigt und vollumfänglich gebildete Menschen erzogen werden, sondern vielmehr die kapitalistische Gesellschaft samt des Konkurrenzdenkens, der Vereinzelung und des Ohnmachtsgefühls positiv verklärt werden.

Die berufliche Ausbildung im Kapitalismus ist hauptsächlich so konzipiert, dass sie anwendungsorientiertes, zerstreutes Wissen und Fähigkeiten vermittelt, welche über ein „Ablaufdatum“ verfügen, da vor allem in Lehrberufen nicht das fundierte Verständnis von Prozessen, sondern bloß die konkrete Arbeit im Dienste des Unternehmens im Vordergrund steht. Die extreme Ausdifferenzierung des österreichischen Schul- und Bildungssystems erfüllt eine „Platzanweiserfunktion” in der kapitalistischen Gesellschaft. Ab dem 10. Lebensjahr bzw. später, ab dem 14. Lebensjahr nach der Sekundarstufe 1, werden vor allem Kinder und Jugendliche aus Arbeiterfamilien und ärmeren sozialen Schichten in gewisse Formen von berufsbildenden höheren Schulen (BHS) bzw. in sogenannte “Restschulen” wie das Polytechnikum mit schlechten Lern- und Arbeitsbedingungen aussortiert. Ähnliches zeichnet sich auch an Berufsschulen und in der Lage von Lehrlingen ab. Historisch betrachtet wurden die Gymnasien als Bildungseinrichtungen geschaffen, zu denen die Kinder aus Arbeiterfamilien de facto keinen Zugang haben sollten. Trotz der Öffnung der Gymnasien für gewisse Teile der Arbeiterklasse, werden in den Volksschulen und den sogenannten “Neuen Mittelschulen” (NMS) Hürden gesetzt, um den Übergang in die gymnasiale Oberstufe und einem möglichen Studium im Anschluss an die Matura zu erschweren. Aber auch das Hochschulwesen ist spätestens seit Anfang des 21. Jahrhunderts österreich- und europaweit weitgehend umgestaltet worden (Bologna-Prozess). Mit der Einführung des Bachelor-Master-Systems und der immer stärker werdenden Steuerung, Subventionierung und Abhängigkeit der Hochschulen, insbesondere der Fachhochschulen (FH), von führenden Unternehmen, setzt sich der Druck der Kapitalistenklasse und des Staates auch dort fort, um als fachlich gut ausgebildete Arbeitskraft für die Bedürfnisse der Unternehmen mit einem entsprechenden unterwürfigen Arbeitsethos verfügbar zu sein.

Demgegenüber erheben wir die Notwendigkeit eines kostenlosen, öffentlich ausfinanzierten, modernen Bildungssystems für alle Kinder und Jugendlichen, das die Bedingungen für die Jugend schafft, ihre Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln, ohne dass das Damoklesschwert der Armut, der Ausbeutung und des sozialen Ausschlusses über den Köpfen der Familien und Kinder hängt. Dieser Umstand ist nicht verwunderlich, ist doch das Ziel des kapitalistischen Bildungssystems, die kapitalistische Gesellschaft als alternativlos darzustellen und aus Kindern und Jugendlichen verwertbare Arbeitskräfte zu formen.

Mittels bürgerlicher Bewertungskriterien, wie dem aktuellen Notensystem, der Handhabe von Lernzielkontrollen etc. ab dem Kindesalter, entstehen einerseits psychische Belastungen, die viele Schülerinnen und Schüler überfordern, andererseits werden soziale Selektionsprozesse in Gang gesetzt, die sich in der kapitalistischen Gesellschaft vor allem aus der berechtigten Furcht vor dem sozialen Abstieg speisen. Dadurch stehen Familien und Kinder unter immensem finanziellem und psychischem Druck, was neben der einheimischen Arbeiterklasse insbesondere geflüchtete Familien sowie Familien mit arbeitslosen Elternteilen betrifft.

Schulsystem

Das österreichische Schulsystem wird zusehends vom familiären und ökonomischen Hintergrund der Schülerinnen und Schüler geprägt und von Unternehmen umgestaltet. Wir haben es mit einem differenzierten Schulsystem zu tun, welches sich als reaktionär erweist und keinesfalls die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen befriedigt, wie oft behauptet wird. Der bürgerliche Staat filtert etliche Kinder aus der Arbeiterklasse, darunter besonders Jugendliche mit einem Migrationshintergrund bzw. aus ärmeren Verhältnissen, aus sogenannter „guter Bildung“, wie sie an Gymnasien etwa vermittelt wird, zielgerichtet heraus. Das Schulsystem in Österreich ist also ein Produkt dieser kapitalistischen Klassengesellschaft. Das zeigt sich auch in der Bildungs- und Schulpolitik aller bürgerlichen Regierungen: anstatt in kostenlose Nachhilfe, angemessene Ausstattung, verträgliche Klassengrößen, bessere Lehrmethoden und ähnliches zu investieren, werden tausende Kinder und Jugendliche voneinander getrennt ausgebildet und Ungleichheiten nachweislich durch diesen Vorgang zementiert.

Diese Trennung fängt schon in der Volksschule kontinuierlich an, da Lernzielkontrollen, Schularbeiten etc. im kapitalistischen Staat eher Instrumente sind, wodurch vor allem Kinder aus prekären Verhältnissen von Anfang an beim Übergang zu entweder NMS oder Gymnasium aussortiert werden, statt Lernfortschritte objektiv zu dokumentieren. Diese Politik trägt wesentlich dazu bei, dass soziale Ungleichheit und prekäre Lebensverhältnisse in der Gesellschaft auch für die nächsten Generationen verfestigt werden. Defizite bei grundlegenden Kompetenzen wie Rechnen, Lesen und Schreiben können oft von überforderten Lehrpersonen nicht ausreichend kompensiert werden, was zu einer steigenden Nachfrage an Nachhilfe geführt hat. Vor allem in der Vorbereitungsphase für die Matura oder in entscheidenden Schuljahren wie der 4. Schulstufe der Sekundarstufe I, nach der die Schulpflicht endet und viele Schülerinnen und Schüler sich für Gymnasien, BHS-Schulen wie der HTL oder einer Lehrstelle bewerben, bedarf es der Nachhilfe, um Noten zu verbessern. Dies bedeutet wiederum eine große Belastung für das finanzielle Auskommen von Haushalten.

Die hiesige Politik beschwört oft die „Eigenverantwortung“ der Eltern, da zunehmend die kollektive Aufgabe der schulischen Bildung durch den Kostendruck der kapitalistischen Wirtschafts- und Bildungspolitik zu einer individuellen verklärt wird. Ignoriert werden die zunehmend belastenden Lebensverhältnisse in Teilen der Arbeiterklasse und des Volkes, z.B. flexibilisierte Arbeitszeiten, Schichtdienste, mangelnde Kenntnisse und die daraus resultierende Überforderung vieler Eltern, sich neben der Lohnarbeit, um schulische und kulturelle Erfordernisse ihrer Kinder zu kümmern.

Durch die letzten beiden Bildungsreformen in Österreich wurde die Normierung der Bildung (Zentralmatura, kompetenzbasierter Unterricht etc.) und die sogenannte Schulautonomie etabliert. Außerdem wurden die ohnehin mageren Mitbestimmungsrechte der „Schulpartner“ (Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler) noch stärker beschnitten. Durch die Standardisierung des Unterrichts sollen laut der etablierten Politik „Vergleichbarkeit“ und „faire Chancen“ geschaffen werden. Tatsache ist, dass im Rahmen des differenzierten Schulsystems mit unterschiedlichen Zweigen (bspw. Realgymnasium vs. Gymnasium mit sprachlichem Schwerpunkt) die Zentralmatura mehr zu einer Überforderung von vielen Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern geführt hat, und sich der Druck verstärkt hat.

Der „kompetenzorientierte“, standardisierte Unterricht trägt eindeutig die Handschrift der Wirtschaft: Kreativität und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff, beispielsweise im Deutschunterricht bzw. im Sprachunterrich, sind durch stupides Abarbeiten von Bullet-Points ersetzt worden. Verschiedene Techniken (vergleichen von Texten und Inhalten, unabhängig davon, ob sie bei einer Textsorte sinnvoll sind oder nicht, das Interpretieren von Grafiken, Diagrammen und Karikaturen etc. pp.) und Themenpools müssen verpflichtend durchgenommen werden. Individuelle Wünsche und Besonderheiten einzelner Schülerinnen und Schüler bzw. Klassen können nicht mehr berücksichtigt werden. Eine Allgemeinbildung – auch innerhalb von Schultypen mit unterschiedlichem Schwerpunkt – wurde durch Kompetenzen und „tools”, die nützlich für den Arbeitsmarkt sind, ersetzt. Die Vermittlung von Wissen auf der Basis von Kompetenzen findet logischerweise auch in Berufsschulen statt. Betrachtet man die Unterrichtsgegenstände, so wird deutlich, wie die arbeitende Jugend in den Berufsschulen eine besonders begrenzte Allgemeinbildung erhält und zu verwertbaren Arbeitskräften ausgebildet wird. Projekte, Arbeitsaufgaben, politische und rechtliche Informationen, Rhetorik u.Ä. sind perfekt auf die Bedürfnisse der Kapitalistenklasse und der kapitalistischen Konsumkultur zugeschnitten. Der Unterricht dient hier folglich nur dem Zweck der (Selbst-)Vermarktung.

Der österreichische Staat hat die Schülervertretung gesetzlich verankert und dadurch begrenzte Möglichkeiten geschaffen, damit Schülerinnen und Schüler demokratische Rechte wahrnehmen. Jedoch waren dies symbolische Zugeständnisse der Sozialdemokratie, um ihren Einfluss auf die Schülerschaft auszuweiten und infolgedessen haben auch andere politische Kräfte sogenannte Schülerorganisationen geschaffen, die das de facto undemokratische System der Schülervertretung fortsetzen. Zwar gibt es Möglichkeiten, wie z.B. Einblick in die organisatorische Arbeit von Schulen zu erhalten (z.B. Lehrerkonferenzen oder Fragen an die Direktion), diese Rechte sind bei den Schülerinnen und Schülern jedoch kaum bekannt und die Schülergremien sind undemokratisch organisiert. Die LSV (Landesschülervertretung) wird am Ende jedes Schuljahres von den Schulsprecherinnen und -sprechern gewählt. Je nach Bundesland ist diese unterschiedlich groß. Sie ist die gesetzliche Vertretung der Schülerinnen und Schüler eines Bundeslandes gegenüber der Bildungsdirektion, dem Landtag und sonstigen Behörden. Die BSV (Bundesschülervertretung) setzt sich aus den drei Landesschulsprecherinnen und -sprechern aus den Bundesländern zusammen. Sie umfasst insgesamt 27 Mitglieder plus zwei Vertreterinnen und Vertreter aus den Zentrallehranstalten. Die Zentrallehranstalten sind Schulen, die dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur unterstellt sind. Die LSV und die BSV werden folglich nicht direkt von den Schülerinnen und Schülern gewählt. Es fehlt also nicht nur an demokratischer Legitimation der Strukturen, sehr viele Schülerinnen und Schüler werden über die Arbeit der LSV/BSV kaum bis gar nicht informiert. In den Schülervertretungen haben bislang die ÖVP und die SPÖ mit der Schülerunion und der Aktion kritischer Schüler_innen eine Monopolstellung. Aufgrund des Wahlmodus ist es für sie nicht notwendig, die Schülerinnen und Schüler über die Belange der Schülervertretungsarbeit zu informieren. Stattdessen versuchen beide Seiten das ganze Jahr über möglichst viele Schulsprecherinnen und Schulsprecher durch verschiedenste Aktivitäten für sich zu gewinnen, um bei den LSV-Wahlen möglichst stark abzuschneiden und entsprechenden Einfluss auf die BSV zu haben.

Lehre und Berufsschulen

Die Berufsschulen dienen im Kapitalismus der konkreten Vorbereitung der Lehrlinge auf die Ansprüche ihrer jeweiligen Arbeitgeber. Hierbei ist ein vertieftes Fachwissen und das  „Vertraut werden“ mit den jeweiligen Berufsfeldern bestenfalls eine erfreuliche Nebenerscheinung. Vielmehr steht die Verwertbarkeit innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise im Vordergrund. Lehrlingen wird also beigebracht, wie sie für ihren Betrieb am effizientesten zu arbeiten haben. Dem Lehrberuf an sich wird in diesem System keine vorrangige Rolle zugewiesen. Hierfür müssen sich Lehrlinge großteils eigenständig fortbilden oder sind auf Schulungen und Seminare ihrer Lehrbetriebe angewiesen, in welchen sich besagte Problematik weiter intensiviert. Die Lehrlingsausbildung in ihrer betrieblichen und überbetrieblichen Form ist voller arbeits- und sozialrechtlicher Fallen, die der kapitalistische Staat und die Sozialpartner WKO und ÖGB über die Jahrzehnte ausverhandelt haben. In beiden Fällen wird nur ein Mindestmaß an Allgemeinbildung sowie für die Unternehmen verwertbare Kompetenzen vermittelt, die vor allem in der betrieblichen Lehrausbildung dazu führen, dass die Lehrlinge keine profunden Fähigkeiten ausbilden, sondern nur betriebsspezifische Kenntnisse. In der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung spitzen sich diese und andere Probleme zu: die Qualität der staatlich organisierten, überbetrieblichen Lehre ist in vielen Branchen minderwertiger, jedoch steht auch hier das Leitmotiv der Kapitalverwertung zum Tragen, wenn auch in einer fachlich schlechteren Version. Auch beim immer beliebteren Modell der „Lehre mit Matura“ wird klar, dass die (Aus-)Bildung von Lehrlingen von den Unternehmerinteressen abhängt, da beispielsweise beim berufsintegrierten Modell eine Zustimmungspflicht bzw. ein Vetorecht der Unternehmen besteht. Ihnen wird also nicht ihr gewählter Beruf gelehrt, sie werden vorbereitet auf ihre Existenz als möglichst produktive Arbeitskraft.

Auch das gesellschaftliche Ansehen und die Entlohnung der meisten Lehrberufe sind nach wie vor äußerst gering. Während Lehrlinge dieselbe Zeit wie ihre Kolleginnen und Kollegen arbeiten, zudem auch oft die sogenannte „Drecksarbeit“ zu verrichten haben, erhalten sie dafür ein vor allem in den ersten beiden Lehrjahren sehr geringes Gehalt, welches in Österreich auch treffend als (Lehrlings-)„Entschädigung“ bezeichnet wird. Gegenüber Lehrlingen in überbetrieblicher Ausbildung ist man zusätzlich mit einer noch geringeren, sogenannten „Ausbildungsbeihilfe“ dankbar, welche teilweise erheblich geringer ausfällt als die ohnehin geringe Lehrlingsentschädigung. Von diesem Gehalt müssen sie dann noch Sozialabgaben in Form von Sozialversicherung, Pensionsversicherung und nach den ersten beiden Lehrjahren auch zusätzlich Krankenversicherung sowie Arbeitslosenversicherung abtreten. Dies degradiert ein ohnehin geringes Gehalt in einigen Branchen zu einem rein symbolischen Betrag. Begleitet werden diese Umstände von der stetigen Sorge nach dem Lehrabschluss nicht übernommen zu werden und in die Arbeitslosigkeit abzurutschen.

Aufgrund dieser Umstände sind viele Lehrlinge auch bereit, auf ihre Rechte zu verzichten. Sei es, um ihren Ausbildungsplatz zu behalten oder ihre Vorgesetzten nicht zu verärgern. Es kommt oft genug vor, dass sich nicht an die gesetzlich festgelegte Arbeitszeit von 40 Wochenstunden für unter 18-Jährige gehalten wird oder minderjährige Lehrlinge Überstunden schieben müssen, ohne dass dafür ein Ausnahmegrund besteht.

Hochschulen

Hochschulen sind im Kapitalismus nicht darauf ausgerichtet, den Bedürfnissen der Studierenden zu entsprechen. Vielmehr geht es darum, für das System leicht verwertbare Arbeitskräfte, Humankapital (wir sagen: Produktivkräfte) maschinell aus dem Boden zu stampfen. Die aus der Schule bekannten Tendenzen zur Vereinfachung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und fundierten Wissensvermittlung bei gleichzeitiger Spezialisierung auf zeitlich begrenzt nützliche Skills ziehen sich auf den Hochschulen fort und erreichen eine höhere Qualität. Mit dem Bachelor-Master-System hat man die Voraussetzungen für eine Verschiebung der gesellschaftlichen Anerkennung der Matura als Vorbedingung für so gut wie jede Anstellung im kapitalistischen Arbeitsmarkt hin zum Bachelor geschaffen. D.h. dass in naher Zukunft der dreijährige Bachelor als Vorbedingung für die Einstellung in Betrieben und Unternehmen gelten wird, während die Matura mehr und mehr entwertet und dem Niedriglohnsektor anheimfällt.

Das gegenwärtige Hochschulwesen ist mit Anfang der 2000er-Jahre in Österreich tiefgreifenden Veränderungen unterzogen worden, die im Wesentlichen mit den EU-weiten Bologna-Prozessen verbunden sind und in allen EU-Mitgliedsländern durchgeführt werden mussten. Auf Basis dieser Reformen entstand 2002 das Universitätsgesetz (UG) während der ÖVP-FPÖ-Bundesregierung und wurde durch die darauffolgenden rot-schwarzen, türkis-blauen bzw. nun türkis-grünen Bundesregierungen optimiert. Im Wesentlichen wurden die öffentlichen Universitäten endgültig zu Ausbildungsstätten der Wirtschaft degradiert; die Universität produziert Waren, muss daher stärker wie ein Unternehmen arbeiten. Die Waren, die produziert werden, sind die Absolventinnen und Absolventen, Kurse, Zertifikate, Lehrgänge, Projekte – immer mit einer Orientierung auf sogenannte „Drittmittel“, also Gelder, die von den Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Als kapitalistisch geführte Unternehmen sind Hochschulen in Österreich also starken Verwertungsprozessen ausgesetzt, in dem sie zudem ihre eigene Infrastruktur für privatwirtschaftliche Zwecke anbieten: ganze Institute und Abteilungen arbeiten eng verzahnt mit den großen Monopolkonzernen Österreichs und darüber hinaus, vor allem im naturwissenschaftlichen, technischen und IT-Bereich. Forschungslabore und -verbünde, von Unternehmen aufgesetzte und bezahlte Masterarbeits- und Dissertationsthemen sowie Zertifizierungslehrgänge spiegeln die sogenannte Bildungsökonomisierung wider, die ganz im Zeichen der EU-Hochschulstrategie steht. Die Kontrolle der Hochschulen durch die Unternehmen manifestiert sich – abgestützt durch das Universitätsgesetz – auch in ihren Entscheidungsgremien. So wird die Bestellung der Universitätsleitung sowie ihre strategische Ausrichtung durch den nicht-gewählten Universitätsrat geregelt, der meistens aus Vertretern des Wirtschafts- und Bankensektors besteht und die Rechte des Uni-Senats, beschneidet. Diese Tendenz wird dahingehend durch die Novellierung des Universitätsgesetzes einzementiert. Alle bürgerlichen Parteien – egal welche unterschiedlichen politischen Richtungen sie vertreten mögen – verfolgen die strategische Grundlinie einer bildungspolitischen Degradierung der Hochschulen, der Qualität der Lehre, der Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen Personals an den Hochschulen sowie der prekären Lebens- und Lernbedingungen der Studierendenschaft.

Bei der Betrachtung der Fachhochschulen fallen die kapitalistischen Optimierungen wesentlich stärker auf. Man lockt Maturantinnen und Maturanten an Fachhochschulen mit dem Versprechen, besonders schnell zu einem Abschluss zu kommen und dabei die Inhalte zu lehren, die die Absolventen schneller oder leichter für den Arbeitsmarkt vermittelbar machen. Dies mag im ersten Moment gut klingen, doch diese stärkere Arbeitsmarktorientierung hat seinen Preis. Theorie oder Verständnis spielen hier eine untergeordnete Rolle, sodass sie nur noch rudimentär vermittelt werden und das Erstellen von wirtschaftlich verwertbaren Arbeiten im Vordergrund steht. Das hat zur Folge, dass das Wissen der Studentinnen und Studenten schnell veraltet und viele Lücken aufweist.

Die Universität im Sozialismus ist vom Grundsatz her anders aufgebaut. Wissenschaft und Forschung werden kostenlos angeboten, die Kosten werden insgesamt vom Staat übernommen. Die Freiheit der Hochschulen von kapitalistischen Zwängen und den Anforderungen von Konzernen und Unternehmen reflektiert sich umgekehrt auf eine Freiheit von Wissenschaft und Lehre und freier Selbstbestimmung der Studierenden darüber, was sie studieren und wie lange sie es studieren wollen. Auch im Sozialismus wird es Lehrpläne geben und Fächer, Vorlesungen und Kurse, die für das spezifische Studium von den Studierenden belegt werden müssen, doch ist ihnen dabei kein Druck von außen auferlegt, die wissenschaftliche Erkenntnis in einem begrenzten Zeitraum zu erwerben oder im schlimmeren Fall, einfach für die Testphase auswendig lernen zu müssen. Hier spielt die Nachhaltigkeit der Wissensvermittlung eine maßgebliche Rolle – der Mensch studiert, um sich besser einschätzen zu lernen und sich zu verbessern, um darauf aufbauend die Gesellschaft zu verbessern und letztlich einen wichtigen Beitrag für die Produktivkraftentwicklung zu leisten. Dem Studium ist damit ein Imperativ der gesellschaftlichen Entwicklung und der nachfolgenden Einbindung aller gesellschaftlichen Kräfte auferlegt – nicht nur die Universität, sondern die gesamte Ausbildung im Sozialismus ist gleichzeitig darauf ausgelegt, aus der Welt einen besseren Ort zu machen. Während im Kapitalismus die Verbesserung zeitweiliger Skills, temporäre Fähigkeiten für einen stets wandelnden Arbeitsmarkt, im Vordergrund stehen, stellt sich in der Zukunftsgesellschaft, die befreit von äußeren Zwängen der Konkurrenz und der verkürzten Studiengeschwindigkeit ist, die Frage nach dem eigentlichen Wesen von Wissen und Wissenschaft. Wissenschaft wird ganzheitlich aufgefasst. Kritische Wissensvermittlung, die im Kapitalismus als unpassend und nicht auf die Schnelle verwertbar erscheint und deshalb lieber beiseitegeschoben wird, wird im Sozialismus hingegen eine maßgebliche Rolle spielen, um den Studierenden nicht nur Gesetze, Formeln und Definitionen nahezubringen, sondern auch den Hintergrund für das Zustandekommen dieser Gesetze, Formeln und Definitionen begreifbar zu machen.

Konflikte und Konfliktpotentiale im Weltmaßstab bilden ein Zentrum der wissenschaftlichen und objektiven Auseinandersetzung, anstatt sie unter dem Deckmantel des Schweigens oder unter dem Deckmantel objektiv feststellbarer Ignoranz der Lehrkräfte, die für kritische Thematiken nicht ausgebildet wurden, verschwinden zu lassen. Selbiges gilt für sogenannte Orchideenfächer, die an sich nichts unbedingt Kritisches aufweisen, aber vom Kapitalismus als unnütz und nicht verwertbar eingestuft werden, somit nicht beworben und auf Perspektive auch aussterben werden. Vorbedingungen für eine sozialistische Lehre bilden in dieser Hinsicht etwa: Laizismus im Gegensatz zu religiös beeinflusster Wissensvermittlung, Internationalismus und Frieden im Gegensatz zu militärisch und von der Kriegsindustrie eingespannter Wissensvermittlung, Objektivität und klassenbasierte Forschung im Gegensatz zu nach außen propagiertem Relativismus und nach innen gelebtem Zwang unter die kapitalistischen Profitinteressen. Damit das möglich ist, bedarf es jedoch einer sozialistischen Wirtschaftsordnung, nämlich einer Planwirtschaft, die einerseits die gänzlich kostenfreie Ausbildung ermöglicht und die es in einem zweiten Schritt auch versteht, die damit freigesetzten Produktivkräfte wiederum erfolgreich in die Gesellschaft einzubinden, um Arbeitslosigkeit und hier insbesondere die akademische Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit nach beendetem Studium auszumerzen. Als durchwegs positives Beispiel können hier die Erfahrungen der sozialistischen Länder herangezogen werden, etwa der Hochschulen in der Sowjetunion, in der DDR oder auch heutzutage auf Kuba, wo Analphabetismus, klassen- oder herkunftsbasierte Diskriminierung in der Ausbildung und Arbeitslosigkeit schon nach wenigen Jahrzehnten ausgelöscht werden konnten, während der Kapitalismus, seit hunderten von Jahren keine Antwort auf diese drängenden Fragen parat hat.

Lehrlinge aus proletarischen oder prekären (Familien-)Verhältnissen und Studentinnen und Studenten an Fachhochschulen sind von der Willkür der Wirtschaft sehr direkt betroffen. Oft sind Lehrlingsprogramme rar gesät, weil sich Firmen vermehrt weigern, Lehrlinge auszubilden bzw. zu übernehmen. Lehrberufe sind gesellschaftlich auch immer weniger angesehen. Fachhochschulen sind staatlich nicht ausreichend ausfinanziert, um über die notwendige Ausstattung zu verfügen und generell stehen Lehrberufe strukturell schlechter da. In solchen Situationen der künstlich hergestellten Knappheit an FHs springt die Privatwirtschaft ein, um die Lücken mit Subventionen zu stopfen, was sich selbstredend auch in den jeweiligen Schwerpunkten und Lehrplänen widerspiegelt.

Gegenoffensive gegen das kapitalistische Bildungssystem

Notwendig ist der organisierte Kampf aller Schülerinnen und Schüler, Lehrlinge, und Studierenden und des Lehrpersonals, das gemeinsame Auftreten im Bund mit der Arbeiterschaft. Als Kommunistinnen und Kommunisten sehen wir es deshalb als zentral an, aktiv in Bildungsanstalten politisch tätig zu sein und im Kollektiv gegen die Bourgeoisie zu kämpfen. Nicht unwichtig ist hierbei die politische Arbeit in den Schülervertretungen, in der Österreichischen Hochschülerschaft, in den Studien- und Hochschulvertretungen und in den Jugendvertrauensräten. Dabei versuchen wir, keine reformistischen Illusionen in diese Gremien zu schüren, sondern auch abseits von diesen, Basisorganisationen zu schaffen, die der politischen Organisierung der Jugend auf Basis des Klassenkampfes dienen.

Dieser Kampf muss von uns initiiert und organisiert werden, um eine kämpferische und insbesondere klassenkämpferische Stoßrichtung zu gewährleisten, da alle bisherigen Schüler- und Studierendenproteste nur zu schnell von bürgerlichen und opportunistischen Kräften vereinnahmt und alsbald in die falsche Richtung gelenkt wurden, ohne nennenswerte Resultate zu erzielen. Ohne eine grundsätzlich antikapitalistische Ausrichtung sind diese Kämpfe und nach außen hin spontan wirkenden (Massen-)Aktionen zum Scheitern verurteilt und nicht von langer Dauer. Die Erfahrung in früheren Studierendenorganisationen und ÖH-Fraktionen hat ganz klar gezeigt, dass der Kampf um Mandate innerhalb der ÖH keine Veränderung für die Lage der Studierenden bewirkt hat. Die ÖH ist der schlagendste Beweis dafür, was Lenin mit dem Kampf „in- und außerhalb der Duma“ gemeint hat, da die Mitbestimmung innerhalb dieser Struktur noch weniger Auswirkung auf die Realität zeigt, als es etwa der Kampf einer revolutionären kommunistischen Partei innerhalb des bürgerlichen Parlaments machen könnte. Die ÖH ist in den Augen der Herrschenden ein zahmes, harmloses und gänzlich unwichtiges Gremium und ebenso unwichtig wurde es in den Augen der Studierenden, wo sich nur mehr eine Minderheit der Studierenden alle zwei Jahre zu den Wahlen abmühen. Neben der Politikverdrossenheit und -ignoranz einer Mehrheit der Studierenden sowie strukturellen Mängeln, zeigt sich klar, dass die ÖH ihrer vermeintlichen Funktion als „Studierendenparlament“ nicht nachkommen kann. Die Jugendfront wird sich auf Perspektive auch um die Beteiligung an ÖH-Wahlen stark machen müssen, jedoch nebenher und einzig mit dem Ziel, sie als Bühne für klassenkämpferische Propaganda zu nutzen und mit den ihr zur Verfügung gestellten Mitteln Reichweite für den Kampf auf der Straße zu erzeugen. Alle maßgeblichen Veränderungen der Lage der Studierenden können einzig aus dem Kampf außerhalb der ÖH (und mitunter auch gegen die ÖH) resultieren und in Beteiligung einer Mehrzahl der Studierenden durchgesetzt werden, und dies wiederum nur in Kongruenz mit den politischen und ökonomischen Kämpfen der Schülerschaft und der Arbeiterklasse.

Jugendfront
Die Jugendfront ist ein Zusammenschluss von Schülerinnen und Schülern, Lehrlingen, Studierenden sowie jungen Arbeiterinnen und Arbeitern, die ungeachtet ihres Passes in Österreich leben. Wir sind die Jugendorganisation der Partei der Arbeit Österreichs (PdA). Die Jugendfront ist eine kommunistische Organisation. Wir wollen ein gutes und leistbares Leben für alle erkämpfen – nicht nur für eine kleine Minderheit an Superreichen. Dafür muss die kapitalistische Ausbeutung beendet werden.

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