Ob im Bildungswesen, in der Arbeit oder im Alltag; die Unterdrückung der Frau ist ein Fixpunkt im Kapitalismus. Veraltete patriarchale Strukturen sind zum einen noch als “traditionell” in den Köpfen vieler verankert, zum anderen wird die Veränderung des gesellschaftlichen Bildes der Frau von der herrschenden Klasse in profitable Bahnen gelenkt. So werden Mädchen und junge Frauen über ihre Sozialisierung schon ab dem Kindergarten auf die Rolle als Hausfrau und die Arbeit in Niedriglohnsektoren, wie etwa dem Sozialbereich, vorbereitet.
Es ist im Allgemeinen kein Zufall, dass österreichische Frauen durchschnittlich 20% weniger verdienen als Männer. Der Lohn für Frauen wurde historisch als ein Zusatzverdienst zu jenem des Mannes angesehen, der für die Reproduktion der Familie alleine ausreichen sollte. Somit dienten und dienen die Frauen dem Kapital als Lohndrückerinnen. Hinzu kommt die hauptsächlich von Frauen und im Privaten verrichtete Haushalts- und Sorgearbeit, die neben einer Zusatzbelastung für jene auch einen direkten finanziellen Nutzen für das System hat. Die nicht profitable Reproduktionsarbeit wird auf das Private ausgelagert, um die Profitraten auf einem hohen Niveau zu halten.
Diese Doppelbelastung ist die grundlegende, materielle Unterdrückung der Frau im Kapitalismus. Darüber hinaus ergeben sich durch die der Gesellschaft inhärente Geringschätzung von Frauen und Mädchen Unterdrückungsmechanismen im Alltag bzw. Sozialleben. Sexismus im Schulleben, an den Universitäten und im privaten Leben sind gang und gäbe. Sexuelle Übergriffe und andere Gewalttaten, bis hin zu Femiziden, sind in Österreich keine Seltenheit, sondern regelmäßige Symptome des Systems.
Der Kampf um die Befreiung der Frau
Die Jugendfront versteht den Kampf um die völlige Gleichstellung, Selbstbestimmung und Befreiung der Frau als untrennbaren Teil des Klassenkampfes. Im Zuge dessen können innerhalb des gegenwärtigen Systems Verbesserungen erkämpft werden. Die Kapitalistenklasse wird jedoch ständig versuchen, solche Zugeständnisse zu verhindern und wieder rückgängig zu machen. Außerdem werden die Kapitalisten die vermeintliche Emanzipation der Frau im Kapitalismus stets für sich und für ihre Profite zu nutzen wissen. Denn “die Emanzipation der Frau wie des ganzen Menschengeschlechts wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein.” (C. Zetkin)
Als marxistisch-leninistische Jugendorganisation erkennen wir diese systematische und gesellschaftliche Unterdrückung und Diskriminierung auch als eine Methode der Spaltung der Arbeiterklasse. Die Grundlage für die Emanzipation der Frau muss neben der finanziellen Unabhängigkeit vom Mann auch die Befreiung vom Kapitalismus sein, wobei die bestehenden Verhältnisse nur vom geeinten Proletariat umgestürzt werden können. Wir stellen uns daher in die Tradition der proletarischen Frauenbewegung und distanzieren uns dezidiert von sämtlichen Auswüchsen des bürgerlichen Feminismus und Geschlechterkampfes. Wir wissen, dass der Widerspruch der Interessen nicht zwischen Schüler und Schülerin oder zwischen Arbeiter und Arbeiterin besteht, sondern zwischen Kapital und Arbeit. Unsere Aufgabe muss es sein, Schülerinnen, Studentinnen und junge Arbeiterinnen in der Jugendfront zu organisieren und gemeinsam für die Befreiung vom Joch des Kapitalismus und seinen patriarchalen Hierarchien zu kämpfen. Dies kann nur gelingen, indem wir die zuvor genannten Widersprüche und Diskriminierungen ernst nehmen und zu einer Basis des Klassenkampfes machen; den Kampf für die Befreiung der Frau als eine Grundsäule unserer politischen Arbeit ansehen.